Sternfahrt Pfingsten 2014

Herzlichen Glückwunsch zum 50jährigen!

F GER 184 „Palmström“ feiert Jubiläum im Rahmen der Pfingststernfahrt der Flotte Bodensee

In diesem Jahr hält die Pfingststernfahrt ein echtes Highlight für die Folkebootsegler am Bodensee bereit: die „Palmström“ von Matthias Beck feiert dieses Jahr ihren 50jährigen Stapellauf. Und Matthias und seine Familie haben sich richtig ins Zeug gelegt, um dieses Ereignis gebührend zu feiern.

Samstag mittag, Start hinter der Mainau: das Wasser liegt spiegelglatt da, die Sonne scheint von oben, bis Ludwigshafen sind es etwa 3/4 des Überlinger Sees. Das kann langweilig werden. Denke ich erst.

Doch wir haben schnell etwas gefunden, mit dem wir uns beschäftigen können.

Der Elektromotor zeigt auf dem Display an: 90 Prozent Restladung. Bei 5kn Geschwindigkeit ca. 4 km Reichweite. Wir drehen die Geschwindigkeit runter: bei 4kn ca. 7 km Reichweite. Wir haben zwei Akkus, das heißt nach dieser Hochrechnung 14 km Reichweite. An Land hat ein Radweg die Distanz nach Ludwigshafen mit 31,5 km bezeichnet. Wir fahren ja den direkten Weg übern See, der ist kürzer. Aber wie viel kürzer genau? Und wir wissen auch nicht sicher, ob der Rechner die noch verfügbare Reichweite richtig angibt und die bereits gefahrenen Kilometer über Grund. Aus all diesen Variablen ergibt sich ein interessantes Knobelspiel: Jetzt zeigt er noch 60 Prozent Restladung an, wie weit sind wir schon? Wie viel Prozent sind es noch bis Goldbach, wenn wir auf der Höhe von Wallhausen schon 50 Prozent verbraucht haben? Und wie viel Prozent sind das in Kilometer seit Mainau ? Und wie viel Kilometer sind das in Prozent bis Ludwigshafen?
Wir merken schnell, dass es mit Blick auf die Reichweite des Motors doch ganz gut war, ein Brot mitzunehmen…

Irgendwann haben wir alles „ausgerechnet“, da zeigt der Motor zwanzig Prozent an und geht aus. Wir sind noch nichtmal an Überlingen vorbei.
Alles klar.
Akku wechseln und Schlepp organisieren. Wer kommt noch hier vorbei? Olaf wollte doch aus Kressbronn kommen, wenn er sein Schiff rechtzeitig im Wasser hat…? Wir achten nach achtern auf alle Silhouetten, die folkebootmäßig aussehen könnten.
Doch Olaf, hören wir dann, ist schon im Zielhafen angekommen und hat außerdem schon Roland abgeschleppt: der hat auch so einen Elektromotor. Alles klar.

Noch ein paar Telefonate und emsiges Ausschauen nach folkebootmäßigen Silhouetten, dann werden wir kurz vor Sipplingen (bei 40 Prozent Restladung) von Moritz und Joachim ins Schlepp genommen.
Das Einlaufen in den Hafen des Yachtclub Stockach, wegen seiner idyllisch-verborgenen Lage und dem Baumbestand vom See aus kaum zu erkennen und deshalb auch liebevoll „Löchle“ genannt, machen wir dann aber wieder mit unserem eigenen Motor.

17 Folkeboote, die in bewährter Manier mit gegenseitiger Unterstützung extrem platzeffizient an den wesentlich weniger Liegeplätzen festgemacht haben, sind schon da. Auch über den Landweg sind viele Matthiasʻ Einladung gefolgt und so ist die Flotte Bodensee zu großen Teilen hier, um mit Matthias und seiner Familie zu feiern. Und dann steigt die Party. Ein Freund von Matthias hatte zwanzig Liter einer wunderbaren Fischsuppe gekocht, die leider schon verspeist ist, als wir ankommen – fast. Wer zu spät kommt… Aber Matthias hat uns noch ein paar Löffel davon aufgehoben – würzig und fein, eine richtige Delikatesse. Ein großer Grill bietet zumindest so viel Platz, dass alle nach und nach mit ihrem Grillgut irgendwann mal drankommen, es gibt ein Salatbuffet und als es dunkel wird und der ärgste Hunger gestillt ist, spielt die Stuttgarter Latino-Band „Samba Colibri“ für uns auf. Die Tanzfläche ist nach kurzer Zeit ziemlich voll.

In einer der Pausen hält Matthias eine launige Rede über die Zeit mit der „Palmström“.
Es ist immer wieder erstaunlich, was man mit so einem Boot alles erlebt und wie es einen über lange Phasen des Lebens begleiten und der Biographie eines Bootsbesitzers ihr spezielles Gepräge geben kann. Bei Matthias geht das sogar bis in den Beruf; auf seinem Firmenwagen steht nicht nur, das er Innenausbau, Fenster, Parkettböden und andere Holzarbeiten anbietet, sondern es steht auch drauf: „Wooden Folkboats“. Ein bisschen wehmütig sind dann viele, als sich am selben Abend herausstellt, dass er schweren Herzens ein neues Folke gekauft hat – die Palmström wird also verkauft.

Für den Sonntag hat Matthias eine Besichtigung bei Peter Lenk für uns arrangiert. Peter Lenk ist ein Skulpteur aus Bodman, der in der Region viele Aufsehen erregende Kunstwerke platziert hat – unter anderem die „Imperia“ am Konstanzer Bundesbahnhafen und den „Reiter über den Bodensee“ in Überlingen in der Nähe der Schiffslände. Seine Skulpturen zeichnen sich durch ihren gebrochen-ironischen Realitätsbezug aus – und so muss wohl auch der Künstler selbst sein. Davon können wir uns bei der Führung durch seinen Garten überzeugen.

Nachdem wir von Bodman aus zurückgewandert sind – der Sommer ist endlich da, und wie! – machen wir uns erst noch über die  „Reste“ des Buffets her und dann wird die nächste Etappe in Angriff genommen: der Seglerverein Staad, der für den Pfingstmontag für die meisten eine günstige Ausgangsposition für den Nach- Hause-Törn abgeben würde – wenn es denn nur ein bisschen Wind hätte… Ja, Pfingsten liegt spät dieses Jahr und die berüchtigten stabilen Hochwetterlagen haben uns dieses Jahr voll erwischt.

Unsere beiden Akkus sind über Nacht aufgeladen worden und wir sind guter Dinge, wenn wir zeitig aufbrechen und so weit wie möglich ein paar Thermik-Windfelder ausnutzen, den Weg aus eigener Kraft zu schaffen. Doch zwei Faktoren machen diesen Plan zunichte: erstens kommt der Wind, wenn er überhaupt kommt, genau aus Südwest, wir müssen also richtig kreuzen. Zweitens geht der Motor heute schon bei einer Restladung von dreißig Prozent aus. Aber da gestern alle mitgekriegt haben, was bei uns das Problem ist, halten fast alle, die an uns vorbei motoren an und fragen, ob wir Hilfe brauchen…

Also haben wir heute mehr als genug Möglichkeiten uns schleppen zu lassen (danke an Olaf, Bernd und Isolde). Und kommen noch so im Hafen von Staad an, dass wir noch einen Liegeplatz finden. Später genießen wir noch einen wunderbaren Frühsommerabend auf dem umlaufenden Balkon der „Lände“ in Staad.

Alles in allem war es ein wunderbares Wochenende – hundert Prozent!

Herzlichen Dank nochmal an Matthias und seine Familie für die großartige Gastfreundschaft – und hoffentlich war es nicht das letzte Mal, dass wir die Palmström auf dem See sehen!

Von Erika Beyerle