Die Deutsche Meisterschaft beim SV03 in Berlin …

vom 21. bis 28. September. Dass die SV03 große Regatten ausrichten kann, sowohl zu Wasser als auch zu Land, das wissen wir, seitdem der Sessan-Pokal dort zu einer unvergesslichen Veranstaltung wurde. Und so war es von dem Moment, an dem erstmals die schicken Flyer von Gunter May in Umlauf gebracht wurden, ein ständiges Gesprächsthema: Wer von uns fährt alles hin?
Am Ende fuhren zwei Boote vom Bodensee: die GER 631 „Freja“ mit Alex Denn, Eberhard Thurn und Elly Kaspar und die GER 999 „Balboa“ mit Moritz und Joachim Müller und Veit Jacob.

An den beiden Vermessungstagen zeigte sich die Berliner Seenlandschaft von ihrer schönsten Seite: goldener Herbst, strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen und eine gefällige Brise. Wer also vom Vermessungskomitee den Stempel hatte, konnte am Sonntagnachmittag in dichtem Gewimmel auf dem Wasser die Gelegenheit wahrnehmen, die Havel hinunter in Richtung Potsdam zu erkunden.

Der erste Wettfahrttag bot noch strahlendes Wetter mit einer leichten Brise, bei der sich der Kurs für die Wettfahrten wunderbar von der Havel aus nach Ost in den Wannsee hinein legen ließ. Zwei Wettfahrten wurden gesegelt, dann war zunächst eine Verschiebung angesagt, weil der Wind sich änderte. Die neue Bahn hatte den Start dann etwas nördlicher, wobei Start und Leegate in der Schiffahrtsrinne lagen. Was zunächst harmlos aussah – doch als das Feld nach der ersten Rundung in Luv wieder dem Leegate entgegen fuhr deutete sich schnell an, dass es mit einem Frachtschiff, das von stromaufwärts die Havel herabfuhr, eine stehende Peilung für die Spitzengruppe gab – und die blieb auch stehen. Alle Boote bereiteten sich auf achterliches Passieren vor – alle, bis auf das erste. Das war sich sicher, dass es noch vor dem Frachter die Strecke zu den Lee-Fässern schaffen würde – und sollte Recht behalten. Denn der Kapitän kehrte angesichts einer für ihn nun völlig unübersichtlichen Lage den Schub um und stoppte seinen Frachter genau vor dem Leegate auf. Für alle, die am Heck vorbei wollten, wurde die Lage nochmal kurz deutlich prekär, denn ihre Boote wurden durch die Schubumkehr plötzlich kräftig angesaugt… Doch bevor wirklich etwas Schlimmes passieren konnte, stand der Frachter und der Kapitän nahm das Gas weg. Thomas Strasser hatte als Wettfahrtleiter in der Zwischenzeit schon die einzig richtige Entscheidung getroffen: Abbruch. Der Frachter stand noch einige Minuten lang genau vor dem Leegate, bis er sich wieder in Bewegung setzte.
Damit war leider die Möglichkeit, eine dritte Wettfahrt gleich in trockenen Tüchern zu haben, vertan. Angesichts einer angekündigten erneuten starken Winddrehung beschloss die Wettfahrtleitung, für heute AP über A zu ziehen.

… Und für die dritte Wettfahrt mussten wir dann bis Mittwochabend warten. Am Dienstag wurde AP über A bereits gegen Mittag gezogen, so dass alle Teilnehmer den Tag statt mit Warten auf dem Clubgelände mit Ausflügen verbringen konnten.

Auch am Mittwoch blieb wieder alles flau; diejenigen, die vom ersten Wettfahrttag noch ein BFD in der Wertung hatten, wurden nun schon etwas unruhiger. Als Thomas Strasser den ersten Start des Tages auf 17.00 Uhr ansetzte gab es um die Mittagszeit etliche Skeptiker, die angesichts des ölig daliegenden Sees nicht glauben konnten, dass abends nochmal ein Windfenster aufgehen würde. Aber er hatte recht: Wind aus Süd-Südwest, Start zwischen Schwanenwerder und dem „Britischen“ und die Luvbahnmarken zwischen Kladow und dem Rehwäldchen. In dieser Wettfahrt erkannte die Crew der „Freja“ gleich von Anfang an, wo die bevorzugte Seite war und fuhr deshalb die Taktik „Karo eins über links“. So konsequent wie sie hatte das ansonsten keiner durchgehalten – sie kamen als erste an die Luvbahnmarke und konnten ihren Vorsprung anschließend auf dem downwind-Schenkel noch weiter ausbauen, indem sie die Erkenntnisse von der ersten Kreuz erneut konsequent in eine taktische Linie umsetzten. Auf der zweiten Kreuz brauchten sie ihren Vorsprung nur noch solide verteidigen und anschließend bei Bahnverkürzung nach Lee alles „nach Hause“ fahren – ein souveräner Start-Ziel-Sieg!

Da nun also am Mittwoch erst drei Wettfahrten in der Wertung standen und somit noch gar keine Meisterschaftswertung zustande gekommen war, richteten sich die mittlerweile fast etwas verzweifelten Hoffnungen auf den Donnerstag – doch wiederum vergeblich. Das Feld lief am Vormittag zwar aus, doch nur um sich draußen vor Ort davon überzeugen zu können, dass es keinen Sinn machte, irgendetwas anschießen zu wollen.

Der große Festabend am Donnerstag, der bei anderem Wetter auch den Rahmen für die Siegerehrung abgegeben haben könnte, litt deshalb etwas darunter, dass für den folgenden Tag der erste Start auf 9 Uhr angesetzt war und alle wussten, dass es auf möglicherweise nur eine letzte Wettfahrt entscheidend ankommen würde. Dabei war das Programm toll, die SV03 hatte eine Menge Sonderpreise zu vergeben und die Band spielte ein schönes Musikprogramm.

Freitag war dann vor allem kalt und regnerisch, doch immerhin hatte es auch zwei Windstärken, mit denen man etwas anfangen konnte. Richtung: Südlich. Es gab mit den Luvbahnmarken zwischen Rehwäldchen und Kladow eine ähnliche Bahn wie Mittwochabend, doch dieses Mal war es nicht ganz so deutlich, wo der Wind am besten war. Zwei Wettfahrten konnten gerade so verkürzt ins Ziel gebracht werden, dann schlief alles wieder ein. Schlepp’s wurden gebildet, die viele der Schiffe gleich in ihre Heimathäfen brachte. Und nach einer Regatta, bei der vor allem das „Favoritensterben“ auffällig geworden war, stellte sich die Frage: wer ist denn nun deutscher Meister geworden?
Thomas Metzing, Jürgen Temp und Jürgen Buhtz vom Potsdamer Yachtclub hatten die erste Wettfahrt des Tages gewonnen – und da dämmerte ihnen wohl, dass sie sich damit, nach einer bis dahin schon konstanten Serie, ganz nach oben gesegelt haben könnten. Aber es war ihnen wohl nach dem fünften Platz in der letzten Wettfahrt noch nicht klar, dass es für sie tatsächlich gereicht hatte. Die Mannschaft bekam in der Siegerehrung stehende Ovationen und Thomas bedankte sich bei der Wettfahrtleitung, allen Helfern zu Wasser und zu Land – und bei allen anderen, die ihn „freundlicherweise durchgelassen hatten“. Eine so bescheidene und sympathische Deutsche Meister-Crew, die sich ihren Titel gleichwohl unter schwierigen Bedingungen erkämpft und damit hoch verdient hat, hatten wir schon länger nicht mehr!

Ganz herzlichen Dank an die Veranstalter von der SV03, ihr habt wieder mal einen tollen Job gemacht und aus schwierigen Bedingungen das Maximum herausgeholt!

Erika Beyerle