Elly‘s Wanderung

Als Elly im letzten Herbst ihr Amt als Obfrau der Flotte Bodensee an ihre Nachfolgerin Yvonne Begré übergab, hatte die Flotte ein Abschiedsgeschenk der besonderen Art vorbereitet, das – so hofften wir – Ellys Art, die Flotte zu führen, entsprechen würde: keine pompösen Präsente mit kunstvoll drapierten Schleifen, sondern etwas, das unsere Gemeinschaft feiern und jedem, der dabei war, lange in Erinnerung bleiben würde.
Moment, doch: die Magnum-Flasche Geldermann war vielleicht schon etwas pompös, wie sie da auf dem Tisch stand im Radolfzeller Mettnau Café. Aber Elly würde sie ja nicht alleine trinken.

So wurden Elly und Hale am 5. Mai, dem Tag, den sie seit der letzten Jahreshauptversammlung brav, wie auf dem „Etikett“ der Magnum-Flasche als „save the day“ vermerkt, blockiert hatte, von Norbert und Josefine im VW-Bus abgeholt, ausgerüstet mit Wanderzeug und einem Seil sowie übrigen Utensilien, deren Mitführung ebenfalls auf dem Etikett empfohlen wurden. Einiges davon wurde später benötigt, anderes war nur geschrieben, um nicht zu früh zu viel zu verraten. Und Elly behauptete, sie hätte wirklich gar keine Ahnung gehabt, was sie an diesem Tag erwarten würde.

Die Fahrt führte ins Westallgäu zum Eistobel, wo die anderen schon bereit standen. Noch kurz einen Parkplatz suchen und das Informationszentrum zum Eistobel querlesen und dann ging‘s nach unten in die Schlucht, ein beliebtes Ausflugsziel für nah und weit. Wir waren also nicht so ganz allein in der unberührten Natur.
Die zeigte sich aber von ihrer besten Seite: durch das saftigste Grün, das man sich denken kann, an romantischen Nagelflu-Überhängen entlang folgten wir dem Eistobelbach  mal im Schatten, mal in der warmen Frühlingssonne bis zum nächsten Rastplatz am ersten Wasserfall. Dort war es dann Zeit für die Mittagsbrotzeit – und die Magnum-Flasche, die auf 18 Gläser verteilt wurde, mit denen wir auf Elly und ihre Verdienste als unsere Obfrau in den letzten fünf Jahren anstießen.
Der Ort war wunderschön, mit Blick auf den weiter oben herabstürzenden Bach, der von dort durch mehrere unterschiedlich große und tiefe Strudellöcher ins Flache rauschte.
Nach dem Essen erkundeten wir die Stelle mit ihren vielen kleinen und großen Aushöhlungen, wobei Elly, als einzige mit einem Seil „gesichert“ (oder sollte man lieber sagen „von Hale an der Leine gehalten“?), mit Abstand am waghalsigsten bis an die Kante hin vordrang.
Als wir uns alle hinreichend ausgetobt hatten und die Stelle nichts unerwartetes mehr zu bieten hatte, zogen wir weiter.

Der Weg die Schlucht hinauf  führte über gut ausgebaute Wege und Hängebrücken, von denen aus man so manchen Blick in die Tiefe werfen konnte. An einer Engstelle hatten sich Häufen von Treibholz aufgetürmt, ganze Stämme lagen verkeilt zwischen den Felsbrocken und die Holzbootbesitzer unter uns erkannten gleich, dass einige von ihnen, wären sie zu Brettern zersägt, bestimmt von feinster Qualität sein müssten – doch leider würde es wohl unmöglich sein, sie aus ihrer Position zu bergen.
Das zu Stillleben erstarrte Chaos ein paar Meter tiefer vermittelte jedenfalls eine Idee davon, was im Eistobel bei Hochwasser für Naturgewalten herrschten.
Am Ende der Schlucht angekommen, führte der Weg durch Blumenwiesen in schönster Frühlingsblüte zum Gasthof Adler nach Riedholz, wo wir in der Sonne oder unter Kastanienbäumen noch lange saßen und uns bei Wurstsalat, Speckbrätsuppe, Kuchen oder Eis von den Strapazen der Wanderung erholten.

Es war ein wunderschöner Tag, der allen, die dabei waren, lange in Erinnerung bleiben wird – ganz dem Anlass angemessen.
Elly, an dieser Stell nochmals herzlichen Dank für Dein Engagement als Obfrau!

Deine Flottenkameraden

(Bilder dazu gibt es in der Galerie)