Das Dänen-Race

So, nachdem ich nun meinen Schreibtisch wieder ‚up to date‘ habe, kann ich Euch von unserem ‚Regatta-Ausflug‘ nach Dänemark berichten J.

Begonnen hat alles mit der Absage der Deutschen Meisterschaft, die Anfang August in Kiel hätte stattfinden sollen. Wir – GER 631 (Alex Denn, Eberhard Thurn und meine Wenigkeit) – hatten gemeldet und uns sehr darauf gefreut in diesem merkwürdigen Corona-Jahr wenigstens an einer Regattaveranstaltung teilnehmen zu können. Leider haben die Kieler mangels Meldungen abgesagt.
Nach einer kurzen Enttäuschungsphase keimte ziemlich schnell die Idee auf, einfach ein paar Kilometer weiter nach Marstal auf die Dänische Meisterschaft zu fahren, die ja nur 2 Wochen später stattfinden sollte. Gesagt, getan – wir hatten gemeldet, die Fähre nach Ærø gebucht, uns eine Hütte auf dem naheliegenden Campingplatz besorgt und uns gefreut, dass die Meldeliste 38 teilnehmende Boote aufwies. Wir hatten uns vorgenommen 5 Tage früher dort zu sein, uns in den ‚untiefen Gewässern‘ einzusegeln und der langen Anreise einen angemessenen Aufenthalt entgegenzusetzen. Die eigentliche Regatta-Veranstaltung war nur 3 Tage anberaumt. Zu diesem Zeitpunkt war alles noch in bester Ordnung, am Freitagnachmittag des 14.8. sollte es losgehen….. Eine Woche vor der Abfahrt kam dann von der Regattaleitung in Marstal eine Email, dass die Corona-Vorschriften von der dänischen Regierung wider erwarten nicht gelockert werden und a) die Veranstaltung auf 100 Teilnehmer inklusive Mitwirkende beschränkt werden muss – und b) keine ausländischen Boote teilnehmen dürfen. – Damit waren wir wieder draußen, mpfff…..  Aber 3 Tage später waren wir dann wieder drin. A) hat gestimmt, b) war ein Irrtum. Also waren GER 631 und GER 466 (Walther Furthmann und seine Crew) die einzigen deutschen Boote unter weiteren 27 Dänen – supi, das wird ein Spaß werden….  Allerdings war es nun keine DM mehr sondern ‚nur‘ eine Klassenmeisterschaft, weil bei den Dänen die Teilnehmerzahl für eine DM nicht begrenzt sein darf, aber das war für uns nicht so besonders schmerzlich.

Als wir am Samstagmorgen nach 12,5 Stunden Autofahrt mit der Freja hinten dran (über Nacht), einer Stunde Fähre und nochmal einer halben Stunde Inselfahrt bis Marstal endlich am Ort des Geschehens angekommen waren, hat uns der Regattaleiter herzlich begrüßt, geholfen das Schiff einzuwassern und einen Liegeplatz am Folkeboot-Steg zugewiesen. Damit wir noch am gleichen Tag einkranen konnten, wurde extra ein Folkeboot, an dem noch fleißig gearbeitet wurde, von dem kleinen Kranrollwagen abgehängt. Ein lustiges Teil, für das man 4 rüstige Rentner braucht – an jedem Rad einen –, die den Wagen dann über eine Art ‚Grube‘ rollen, damit das Schiff ins Wasser abgelassen werden kann; sowas hatte ich noch nie gesehen (s. Bilder in der Galerie). Überhaupt sind wir rundherum von allen äußerst freundlich und hilfsbereit aufgenommen worden – danke dafür!

Die ersten Tage waren wie Urlaub, Sonne wie am Bodensee und Wind wie am Bodensee….
Also zum Entspannen und für Ausflüge schön, zum Üben eher … naja. Wenn‘s so geblieben wäre – ja wäre – wär‘s quasi ‚unser Wind‘ gewesen. Es blieb aber nicht so. Pünktlich zu den Wettfahrten ab Donnerstag hat der Wind zunächst auf 5 mit Regen und bis zum Samstag zwischendurch bis auf 7 Bft ohne Regen aufgedreht – also ‚Dänen-Wetter‘. In den 3 Tagen haben wir 8 Wettfahrten absolviert und waren an den Wettfahrttagen abends durchaus bedient. Meine Arme fühlten sich danach 10 cm länger an (zum Glück schrumpfen die auch wieder J).
Unter den aktuellen Windverhältnissen kam jeweils eine ganz besondere Herausforderung am Ende der Wettfahrttage: beim Einsegeln mit steifer Gegenwindbrise in den betonnten Fahrrinnen auf den Hafen zu und weiter unter Publikum in der engen Hafengasse bis zu den hinteren Stegen. Eng und gleichzeitig mit 29 anderen. Wir waren nicht die einzigen, die mit einem Meter zu weit einmal Land gewonnen haben. Der Tonnen-Schlaucher hat uns freundlicherweise wieder heruntergezogen mit dem Kommentar: „Da gibt es rote und grüne.“
Apropos Publikum: wir hatten unseren eigenen Fan-Club dabei. Norbert Herrmann und seine Frau Josefine waren zu dieser Zeit mit ihrer Comfortina ebenfalls in der dänischen Südsee unterwegs und haben über die Wettfahrttage Station in Marstal gemacht. Da gab‘s dann auch schon mal etwas Hochprozentiges um den Tag zu ‚verdauen‘.

Unsere Ergebnisse waren …. naja, sagen wir mal erwartungsgemäß – wir sind halt keine Dänen. Unseren besten Platz haben wir für einen Startlinienübertritt während der letzten Minute unter Flagge U hingegeben, das UFD hätte eine 14 sein können…. Wohlgemerkt, es war kein Frühstart, aber ganz vorne zu starten hat seine Vorteile und die Optik nach hinten war auch mal ganz schön.
Summa summarum wurden wir letztlich dann 25. Aber schön war‘s trotzdem. Gewonnen hat Morten Henriksen und seine Crew (DEN 1152), er ist ganz neu in der Folkeboot-Scene, aber ein sehr bekannter Match-Racer, Segelprofi und derzeit Segeltrainer in den USA. Mit ihm hatten die sonst so guten Dänen auch eine harte Herausforderung zu bestehen. Er hat souverän vor Søren Kostel (DEN 873) und Jens Thurøe (DEN 634) gewonnen. Walther Furthmann und seine Crew wurden auf PAULA 8. Wie ihr seht, waren wir unter den insgesamt 29 Schiffen in bester Gesellschaft.

Gewonnen haben wir auf jeden Fall: beim Segeln an Erfahrung, vor allem aber an Sympathie bei der Dänen. Das kann man ohne Übertreibung sagen. Wir wurden aufs herzlichste aufgenommen – von der Seglergemeinschaft und von den Helfern ringsherum. Alle waren wirklich ausgesprochen nett.
Hier vor allem auch nochmal ein dickes Dankeschön an Torben Kyhl, den Regattaleiter des Segelclubs Marstal, der uns bereits im Vorfeld hilfreich bei organisatorischen Fragen unterstützt hat.
Bei der Abschlussveranstaltung haben Walther und ich uns gemeinsam für die Gastfreundschaft    bedankt – und selbstverständlich habe ich mit den von Gerhard noch kurz zuvor kreierten Flyern alle Dänen zu unserer IDM 2021 am Bodensee eingeladen. Da tauchen bestimmt ein paar auf J, uns würd’s freuen.

Bilder dazu in der Galerie
und auf den offiziellen Marstalseiten: http://fbdm2020.dk/en/galleri/onsdag/, http://fbdm2020.dk/en/galleri/torsdag/,
http://fbdm2020.dk/en/galleri/fredag/, http://fbdm2020.dk/en/galleri/loerdag/.

Wen die Ergebnisliste genauer interessiert: hier als html.
Weitere dänische Zeitungsberichte gibt es unter nachfolgenden Links (ich nehme zwar nicht an, dass ihr dänisch könnt, aber der Google-Übersetzer kann’s):
https://minbaad.dk/nyhed/archive/2020/23/august/article/klasse-sejler-morten-henriksen-satte-alle-folkebaade-til-vgs-i-marstal/
https://minbaad.dk/nyhed/archive/2020/26/august/article/folkebaads-klassemesterskab-i-marstal-var-med-debutant-succes-ungt-blod-og-corona-benspand/

Zwischendurch haben wir Bilder vom Dolce Vita aus Bregenz erhalten, das gleichzeitig war  – das hat ja auch seehr nett ausgesehen. Schön, dass das geklappt hat.

Beste Grüße von
GER 631, Alex, Eberhard und mir.

Eure Elly