Herbstwetter und viele Gäste
Am 1. und 2. Oktober fanden beim Konstanzer Yachtclub das traditionelle Konstanzer Schlußlicht der Nordischen Folkeboote und zum zweiten Mal auch der Imperia Cup der Drachen statt. Gemeldet hatten 15 Folkeboote, wir hatten Gäste aus Berlin, Eckernförde, Essen und Hamburg. Elly war es gelungen, Per Joergensen als Trainer für uns zu gewinnen und so fuhren während der Wettfahrten Per und sein Bruder Lars im Schlauchboot durchs Feld, machten Fotos und nahmen kleine Filme auf. Der Wind kam erst aus Ost mit schwachen zwei Beaufort und drehte dann im Lauf des letzten Downwind-Schenkels nach West – so dass wir auf die letzte Leetonne zukreuzten und Vorwind ins Ziel gingen. Anschließend musste die Wettfahrtleitung alles neu auslegen und als dies getan war, hatten wir noch reichlich Zeit für zwei weitere Wettfahrten bei drei Windstärken, die aber mit ordentlichen Drehern und unterschiedlich Druck in der Luft durchaus ‚tricky‘ waren. Es gab ein paar Situationen mit „wenig Platz“, besonders an den Leetonnen. Als wir abends in den Hafen zurück kamen, waren dennoch alle recht zufrieden mit der seglerischen Ausbeute des Tages (ob auch zufrieden mit den Wertungsergebnissen – steht auf einem anderen Blatt). Es gab – zum ersten Mal seit Jahren – eine Protestverhandlung, die zu einer Disqualifikation führte.
Das kleine Clubhaus des KYC war denn auch mit Drachen- und Folkebootseglern richtig voll, wir kennen uns ja überwiegend schon aus Staad, und so war auch die Stimmung gut. Dass die Crew des Konstanzer Yachtclubs den krankheitsbedingten Ausfall der Wirte durch eigene ‚manpower‘ kompensieren musste, hat der Qualität der Verpflegung keinen Abbruch getan. Es gab lecker Lasagne mit Salat und anschließend noch Dessert – wir waren satt und zufrieden. Einige zogen anschließend noch weiter in die Stadt ins „Hintertürle“, viele blieben aber auch im Club sitzen und zogen sich bald auf ihre Schiffe zurück.
Der Sonntag begann mit Frühstück im Clubhaus, von dem sich angesichts des leicht „ausnieselnden“ Nebels niemand so leicht trennen konnte. Doch der Westwind setzte sich wieder durch, es wurde klarer, die Wettfahrtleitung rief uns auf die Bahn. Wieder gingen drei Rennen durch, dieses Mal mit ein paar OCS. Ähnlich wie gestern kam der Wind aus West-Südwest, noch etwas stärker als am Samstag, aber ähnlich drehend und unterschiedlich konstant. Sieger wurden Alexander Denn und Eberhard Thurn von den Kressbronner Seglern, gefolgt von Martin Graf mit Rainer und Markus Fritz vom Yachtclub Radolfzell, Dritter wurde Christoph Huber mit seiner Crew vom Konstanzer Yachtclub.
Nach der Siegerehrung und dem traditionellen Sprottenessen (ein Mitbringsel der Eckernfördener Gäste) in der Sonne auf der Clubterrasse ging es für die neun Crews, die sich zum Training angemeldet hatten, weiter in die zweite Runde der Veranstaltung: das Coaching durch Per und Lars. Sie führten uns per Bild- und Videomaterial vor, was sie an Fehlern und mitunter auch an guten Ansätzen auf der Bahn gesehen und gefilmt hatten und hatten vor allem eine gute Nachricht für uns: es gab eine Menge „tiefhängender Früchte“ für uns. Konkret dann weniger schmeichelhaft: die meisten von uns machten Fehler, die leicht zu vermeiden sind und deren Vermeidung viel bringen würde: bis zur ‚Layline‘ rausfahren, falsche Kurven um die Tonnen fahren und somit Höhe beim Start in die Kreuz verschenken, in den Wenden zu hart Ruder legen… zu unserem Trost hatte er aber auch Beweise dafür, dass die Besten der Rangliste auch nicht immer alles richtig machen. Die Zuhörer waren alle voll bei der Sache – wenn man sich mal „von außen“ sehen kann, führt das mitunter zu interessanten Aha-Effekten. Bilder sagen wirklich mehr als tausend Worte.
Der Tag endete mit einem gemütlichen Essen in einem Restaurant an der Hafenmeile von Konstanz, eingemummelt in Decken, weil drinnen an dem langen Wochenende keine Tische mehr frei waren…
Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder zum Frühstück im Clubhaus, anschließend gab es Instruktionen von Per, jeder bekam ein Gummiband für die Pinne und dann ging es nach draußen. Zuerst gaben Per uns Lars eine praktische Vorführung für den richtigen Trimm, danach fuhren wir bei schönstem Sonnenschein raus und übten Starten, Kreuztaktik und Tonnenrundung. Die Startlinie war absichtlich unterschiedlich schief und zu kurz gelegt, dazu der wieder drehende Wind – was theoretisch vielleicht noch nicht jedem eingeleuchtet hatte, wurde nun allen klar: wer die Startlinie peilt, kann am Start richtig gewinnen und wer nicht bis auf die Layline fährt, kann von Drehern so richtig profitieren. Die Downwind-Schenkel mit per Gummiband gehaltener Pinne waren für viele Crews etwas völlig neues. Bei einem gut getrimmten Schiff „kann sich der Steuermann schlafen legen, da fährt die Crew ganz alleine runter“, so hat es Per formuliert.
Um drei musste pünktlich Schluss sein, denn unsere Trainer mussten zum Zug. Leider. Wir hätten noch eine Weile weitermachen können, es hat einfach alles gestimmt: es war warm, sonnig, der Herbst zeigte sich von seiner goldenen Seite – und der Wind war zum Üben genau richtig. So mussten wir zurück in den Hafen zur Abschlussbesprechung bei Weißwürsten, süßem Senf und Brezeln.
Es war ein fantastisches Wochenende, bei dem alles gestimmt hat – vielen Dank an Per und Lars, dass ihr den langen Weg in den Süden genommen habt um Euer Wissen mit uns zu teilen. Wir würden uns freuen, Euch wieder mal hier zu Besuch zu haben!
Und einen herzlichen Dank an alle Helfer vom Konstanzer Yachtclub und den Helfern fürs Training.
Erika Beyerle, GER 220
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