Frauensegeln – ist, wenn Frauen gemeinsam segeln
Am Freitag um die Mittagszeit verlassen wir mit der „Catherine“ den Hafen Arbon mit dem Ziel Kirchberg am Deutschen Bodenseeufer. Es gibt eine gute Nachricht: Am heutigen Frauensegeln gibt es nicht nur viel Sonnenschein und blauen Himmel, sondern auch eine frische Brise. Die schlechte Nachricht: Der Wind kommt für uns von vorn. Ist ja meist so, wenn wir ein verabredetes Ziel haben und nicht einfach dahin segeln können, wohin der Wind uns wehen würde! Dieser frischt nun noch etwas auf und ich überlege mir schon, was wir tun, wenn wir zu früh in Kirchberg sind. Leider dreht er nun so, dass wir ihn ganz genau gegen uns haben und so kreuzen wir gefühlt zwei Stunden vor Romanshorn. Der weiße Leuchtturm mit dem roten Streifen will einfach nicht in unserem Kielwasser verschwinden und ich brauche mir bald keine Gedanken mehr zu machen über ein zu frühes Ankommen. Ich freue mich, dass mich mit Beatrice und Lisbeth zwei ganz nette Seglerinnen begleiten! Auffallend ist, wie unterschiedlich die beiden den aktuellen Wind wahrnehmen. Während die eine findet, es blase schon ganz zünftig und die Krängung sei auch schon beachtlich, ist die andere der Meinung, der Wind könne ruhig noch etwas zulegen. Wider Erwarten sind wir trotz eines zwischenzeitlichen Schwächelns des Windes doch die Ersten in Kirchberg und können so die „Nuith“ und die „Stjerne“ in freie Plätze einweisen. Später folgt dann noch die „ursa minor“, der kleine Bär. Der Zufall will es, dass alle vier Folkes Holzboote sind. Nach dem Ankertrunk richten wir uns auf der Terrasse des Hafencafés ein zum Essen und Fußball gucken. Dass die Schweizer dieses WM-Spiel kurz vor dem Schlusspfiff mit 2:1 gegen Serbien doch noch gewinnen, macht für unsereins den Tag perfekt!
Geduld ist am Samstag angesagt. Irgendwie scheint auch Äolus Wochenende zu haben… . Es säuselt nur leicht, trotzdem werden tapfer Segel gesetzt und der Bug zeigt nach Romanshorn, unserem heutigen Ziel. Wir legen im kleineren Gemeindehafen an und zwar an den Bojen in der sogenannten „Kurve“. Es folgt dann noch eine „Feinjustierung“, da die Masten die überhängenden Äste berühren. Es sieht aus, als wolle sich eine Giraffe am hohen Grünzeug gütlich tun. Ja, es ist heiß geworden und da darf ich es doch schon erwähnen, dass sich eine unserer Damen plötzlich so erhitzt fühlte, dass sie einen unfreiwilligen Sprung ins Hafenbecken noch vor dem Wechsel in den Badeanzug vollzog! In Romanshorn findet an diesem Wochenende gerade das Kantonale Turnfest statt und auch am Hafen ist einiges los. Einfach schön, wenn frau sich genüsslich im Schatten bei einem Kaffee zurücklehnen und die Sportskanonen dabei beobachten kann, wie sie sich an am Kran befestigten Ringen hängend, hin und her schwingen und dann mit einem Salto ins Hafenbecken stürzen! Es lebe der (Passiv-) Sport! Doch es kommt noch besser! Auf der Terrasse bei Flammkuchen und Wein sitzend, stellen wir bald fest, dass sich einige der Turner tagsüber noch zu wenig ausgetobt haben. Wir werden Zeugen einer neuen Schweizer Randsportart: Dem Bankumrunden, und das sieht so aus: Ein Turner legt sich bäuchlings auf eine lange Bank und lässt sich langsam über die Kante seitwärts gleiten. Hat er das geschafft ohne auf den Boden zu plumpsen, hangelt er sich auf der Unterseite der Bank durch und versucht sich an der anderen Seite hochzuhieven. Die liebe Schwerkraft macht den meisten einen Strich durch die Rechnung, doch einige schaffen das Kunststück. Unter unseren anspornenden Rufen wagt sich einer sogar daran die „Übung“ auf das Umrunden eines Bier-Tisches zu erweitern. Wir haben jetzt also die perfekte Anregung für das Alternativprogramm, falls bei einer Regatta mal Flaute sein sollte. Auch heute können wir ein äußerst spannendes WM-Spiel mitverfolgen: Deutschland gewinnt gegen Schweden mit 2:1 in letzter Sekunde! Darauf müssen wir bei einem Schlummertrunk anstoßen!
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege: Vier Folkeboote mit elf Teilnehmerinnen machen sich auf den Weg in ihren Heimathafen. Die Jüngste zählt 16, die Älteste 80 Jahre. Ich hatte sehr viel Spaß mit euch und so viel gelacht habe ich schon lange nicht mehr! Danke für die tollen Gespräche – dieses Wochenende war für mich äußerst erholsam und vergnüglich! Ich freue mich schon aufs nächste Mal!
Yvonne Begré, SUI 44 „Catherine“
(In der Galerie gibt es noch viele Bilder.)