Ein halbes Jahr Segeln und ein halbes Jahr Bootsarbeit

Ein Bericht über die Entwicklung und den Einsatz eines Bootsgerüstes für die Arbeiten an meinem Nordischen Folkeboot.

Ich kam 1993 aus beruflichen Gründen an den Bodensee. Mein größter Wunsch war es, in meiner Freizeit zu segeln. Meine Familie akzeptierte zum Glück mein Segelprojekt und stand voll hinter mir. Einen Wasserliegeplatz in einem Segelhafen hatte ich ja bereits…

1996 bekam ich ein preisgünstiges Angebot für ein älteres und stark unterhaltungsbedürftiges  Nordisches Folkeboot (Baujahr 1959).  Es war ein Lind-Bau mit der Segelnummer F-G-219 und einem Alter von annähernd 37 Jahren. Ich entschied mich für dieses dänische Folkeboot und ging mutig und mit voller Tatkraft an die Renovierung dieses Traditionsbootes in Holzbau-weise. Meine Jahresplanung sah vor, dass ich die Arbeiten für die Bootserhaltung weitgehend mit eigener Tatkraft leisten wollte. Es war ein sehr schönes Boot und es reizte mich, dieses alte Lind-Schiff wieder instand zu setzen und zu segeln. Ich sagte mir, wenn ich ein halbes Jahr für die Bootsarbeiten vorsehe, dann habe ich immer noch 6 Monate Zeit um zu segeln.
Auf diese Weise konnte ich mein Segelprojekt gut bewältigen. Die Bootsarbeiten brachten mir über 20 Jahre viel Freude, aber auch einen großen Respekt für die dänischen Bootsbauer.

Das Boot bedeutete meine Freizeit. Die Segeltörns auf dem Bodensee ergaben viele eindrucksvolle Erlebnisse. Das neue soziale Netz und die Renovierungsarbeiten bestimmten meinen Alltag. Segelkameradschaft im Segelverein und in der Flotte der Nordischen Folkeboote am Bodensee bestärkte mich in meinem Hobby. Aus den Kontakten mit den Folke-Seglern entwickelten sich viele kreative Gespräche, ebenso hilfreich waren die Fachgespräche mit meinen Nachbarn in der Bootshalle.

Wie konnte ich die notwendigen winterlichen Erhaltungsarbeiten sicher, fachgerecht und zeitsparend  durchführen? Die jährlichen wiederkehrenden Arbeiten forderten mich immer wieder heraus. Jedes Jahr hatte ich einen klaren neuen Arbeitsplan. In der Erstellung eines Bootsgerüstes, das ich um das in der Bootshalle stehende Boot raumsparend anordnen wollte, sah ich einen wichtigen technischen Beitrag für die Bewältigung dieser Aufgaben. Also entwickelte und baute ich das im Folgenden dargestellte Gerüst. Es erleichterte die Durchführung meiner geplanten Bootsarbeiten über zehn Jahre hinweg. Es erleichterte aber auch die Einrichtung  des Bootes für die Segelsaison. Die notwendigen Arbeiten am Schiff konnte ich damit insgesamt ohne Unfälle durchführen.

Ich möchte dieses Bootsgerüst im folgenden Text und in Bildern darstellen:
Das Gerüst wurde im Wesentlichen nach dem Baukastenprinzip entwickelt. Es  wurde nach diesem Prinzip mit folgenden Elementen konzipiert:

  1. Das wesentliche Element waren die an den vier Stützen des Bootswagens auf Höhe der Wasserlinie angeordneten 4 Konsolen.
    Diese 4 Konsolen haben eine verstellbare Länge von 30 cm bis 40 cm.
    Das Boot auf dem Bootswagen wurde vorher mit 4 Holzblöcken aufgebockt.
  1. Zwei Haushaltsleitern wurden im Bereich des Bugs und des Hecks aufgestellt.
    Dieser Bereich wurde auch als Fläche für die Arbeitsvorbereitung genutzt.
  1. Auf Höhe der Wasserlinie des Bootes wurden um das Boot herum insgesamt 8 Holzbohlen mit einer genau festgelegten Länge angeordnet.
    Die Bohlen haben eine Breite von jeweils 30 bzw. 40 cm und wurden fest an den Konsolen und untereinander mit Schrauben befestigt.

Das beschriebene Gerüst ist in den angefügten Bildern dargestellt.

  

  

Im Jahr 2017 musste ich leider meine Segelleidenschaft nach einem Schlaganfall aufgeben.

Ich möchte mit diesem Bericht über das Bootsgerüst meine guten Erfahrungen mit dieser Arbeitshilfe zur weiteren Anwendung anregen.

Rüdiger Ulrich (früher Eigner von F-GER-219 )
Konstanz, den 12. Januar 2018