75 Jahre Folkeboot

Das Nordische Folkeboot feiert 2017 seinen 75. Geburtstag!

Im Jahre 1942 – mitten im 2. Weltkrieg – lief das Nordische Folkeboot mit seiner charakteristischen Klinkerbauweise in Göteborg vom Stapel. Schnell verbreitete es sich in Skandinavien und nach dem Krieg auch in Deutschland, Westeuropa und in Übersee. Gegenwärtig segeln in Deutschland rund 1.200, in Europa rund 4.500 und in der Welt insgesamt rund 6.000 Boote. Auch hat es etliche Nachbauten wie z.B. das ‚IF-Boot’ (Internationales Folkeboot) oder das ‚British Folkboat’ gegeben. Keine dieser Bootsklassen ist aber so verbreitet wie das Nordische Folkeboot. Es stellt sich jedoch die Frage, warum das Folkeboot sich über so viele Jahre und Generationen hinweg so großer Beliebtheit erfreut. Trotz einer wachsenden Konkurrenz anderer Klassen und Bootstypen segeln Jung und Alt, Daysailer, Fahrten-Skipper und Regattafreaks ihr „Folke“ mit Spaß und Stolz. Die wesentlichen Gründen dafür seien im Folgenden aufgeführt.

 

Hervorragende Segeleigenschaften mit viel Sicherheit
Das Folkeboot stellt einen idealen Kompromiss zwischen Schnelligkeit, Seegängigkeit, Wohnlichkeit und im Falle von Gebrauchtbooten deren Anschaffungskosten dar. Die nordischen
Klinkerboote eignen sich zum Tourensegeln ebenso wie zum Regattieren. Das anfangs als zu hoch kritisierte Freibord gibt der Mannschaft im nicht selbstlenzenden Cockpit Sicherheit bei Lage und hoch gehender See. Die Nordischen Folkeboote drehen ausgezeichnet und liegen so feinfühlig und lebendig auf dem Ruder, dass selbst verwöhnte Regattasegler ihre Freude daran haben. Bei Wettfahrten hat jedes Boot die selben Chancen, gleichgültig in welchem Jahr es gebaut wurde, ob es hauptsächlich Regatten segelt oder üblicherweise der Familie als Fahrtenboot dient. Die Form der Einheitsklasse gewährt Folkebooteignern die Sicherheit, dass man nicht alle paar Jahre ein neues Boot benötigt, wenn man bei Regatten konkurrenzfähig bleiben will. Das Folkeboot zeigt sich ideal zum Familiensegeln. Liebt der Eigner die Einsamkeit, so lässt sich das Boot vorzüglich einhand führen. Mit Recht sind die Folkeeigner stolz auf die Eigenschaften ihres Schiffes – und sie überzeugen andere.
Mit seinem verhältnismäßig tiefen Hauptspant und dem mit 24 m² knapp bemessenen Rigg, kann das Folkeboot bei leichten Winden natürlich nicht wie eine Rakete durchstarten. Doch wenn Wind und Wellen die Stärke drei erreichten und vorsichtige Segler mit dem Gedanken ans Reffen spielen, beginnt das Klinkerboot quicklebendig zu werden. Seine Seeeigenschaften sind hervorragend und können sich mit weitaus größeren Booten messen. Starkwind kann es nicht schrecken. Selbst bei Windstärken um sieben segelt es unter Vollzeug noch trocken und man fühlt sich in seinem tiefen, geräumigen Cockpit sicher wie in Abrahams Schoss. Wird das Schiff verantwortungsvoll geführt, ist auch das nicht selbstlenzende Cockpit kein Problem. Wie mit einem schäumendem Knochen zwischen den Zähnen kreuzt es sich auch bei schwerer See von jeder Leeküste frei. Eine erfahrene Mannschaft ist in der Lage das Letzte aus dem kleinen Klinkerschiff herauszuholen. Andererseits ist die Gutmütigkeit des Bootes vorzüglich dazu geeignet, auch grobe Fehler einer unerfahrenen Crew auszugleichen. Besonders diese ausgleichende Eigenschaft macht die Klasse als Schulungs- und Familienboote besonders beliebt.

Das Folkeboot ist die erste europäische One-design-Wanderklasse mit Kajüte.’
Teiltext von Klaus Kramer: Die Geschichte des Nordischen Folkebootes. Er erschien in leicht veränderter Form unter dem Titel ‚The Nordic Folkboat – A Racer-Cruiser for the People‘ in dem amerikanischen ‚Wooden Boat Magazine‘ sowie als dreiteilige Dokumentation ‚Das Nordische Folkeboat – Geschichte einer internationalen Einheitsklasse‘ in der deutschen Segelsportzeitschrift ‚Der Palstek‘. Quelle: www.folkeboot.de.

Schönes, trailerbares, sicheres, gemütliches und günstiges Boot
Wer einmal das Schiff auf einer Messe oder im Wasser gesehen hat, verliebt sich sofort in die klassischen Linien und die Klinkerbauweise. Erinnert sie doch an ein ‚richtiges’ Boot als Kompromiss aus Tradition und Moderne. Dabei ist es egal, ob Holz oder GfK-Rumpf: Beide Bauarten finden ihre Liebhaber. Besonders günstig zu haben sind derzeit Holzboote aus Skandinavien, die sich jüngere Segler wieder fit machen. Sie bieten einen guten Einstieg in die Klasse. Auch bei Vercharteren werden gerne Holz-Folkes in deren Flotten angeboten, denn sie bieten in der Kajüte und im Cockpit eine gemütliche Atmosphäre. Diese wird von Fahrtenseglern auch mit Kindern sehr geschätzt, auch wenn keine Stehhöhe oder Einbau-WC vorhanden ist. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Gefühl der hohen Sicherheit beim Folkeboot-Segeln. Dazu trägt nicht zuletzt der Lateralplan als Langkieler mit einem relativ schweren Ballast von 1000 kg bei. Mit seinem Gesamtgewicht von knapp 2 t ist das Folkeboot gut trailerbar, wenn ein Zugfahrzeug mit einer Anhängelast von 2,5 t vorhanden ist. So mancher Regattasegler verfügt gar nicht über einen Liegeplatz, sondern trailert von einem Event zum anderen.
Mit seinen Steckbriefdaten (Gesamtlänge 7,64 m, Breite von 2,20 m, Tiefgang 1,20 m) findet man in jedem Hafen zu jederzeit einen günstigen Liegeplatz. Angesichts der zunehmenden Probleme zumindestens in der Hochsaison ein sehr wichtiger Vorteil.Das Nordische Folkeboot vereinigt bei einer relativ einfachen Handhabung und einer schlichten Ästhetik ein Maximum an Segelspaß: Mehr Boot braucht kein Mensch. Gebrauchtboote werden u.a. auf dem ‚Marktplatz’ der DFV im Internet angeboten (www.folkeboot.de). Die Preisspanne reicht von unter 10.000 bis zu 40.000 € je nach Alter, Zustand und Zubehör. Die Preise der beiden Anbieter für Neubauten (www.folkeboat.de und www.divaroyal.com) belaufen sich allerdings auf einem Niveau von über 65.000 €.

Als Folkebooteigner oder Segler gut betreut
Als Regatta- oder Fahrtensegler bietet die Deutsche Folkeboot Vereinigung (DFV) alles, was ein Segler braucht. Über 700 Segler mit rund 560 Booten in 11 Flotten sind bundesweit in der DFV organisiert.
Ziele und Aufgaben sind u.a.:

  • Informationsaufbereitung und Verbreitung durch Mitteilungen und das viermal jährlich erscheinende Klassenmagazin FolkeNews
  • Erstellung von Regattaterminkalender und Rangliste
  • Förderung des Fahrtensegelns (technische Beratung, Kaufberatung, Törnberatung, Geschwaderfahrten, Fahrtenstammtische, Förderung des Austausches untereinander, etc.)
  • Erarbeitung technischer Hilfen und Überwachung der Klassenvorschriften
  • Weiterentwicklung der Klasse in technischer und sportlicher Hinsicht sowie Hilfeleistung für Neueinsteiger in die Klasse
  • Beratung und Starthilfe für Folkeboot-Interessenten durch Probesegeln etc.

Die Mitgliedschaft ist kostenlos für Kinder und Jugendliche. Eigner zahlen 60 €, Segler 30 € Jahresbeitrag. Mitgliedschaft unter www.folkeboot.de.